Chronik der Freilichtbühne Bellenberg

(Stand: Februar 2024)

75 Jahre in einen Text zu verpacken, der auch noch angenehm zu lesen ist, ist - wie wir feststellen mussten - sehr schwierig…
Dennoch hoffen wir Ihnen mit diesem Text einen Eindruck der Geschichte des Vereins vermitteln zu können.
Wir freuen uns auf die nächsten 75 Jahre!

In den 1920iger Jahren sind überall auf den Dörfern gesellige Gruppierungen und Vereine entstanden.
So hat auch das Amateurspiel in Bellenberg in seiner heutigen Form in dieser Zeit seine Wurzeln.

Im kleinen lippischen Dörfchen Bellenberg findet sich 1925 der gemischte Chor "Almenrausch" zusammen. Nach einigen Jahren erweitert sich die Sangesfreude auch auf das Tischtennis und das Theaterspiel und der Verein nennt sich nun "MGV Edelweiß".

Ab 1937 verstummt das fröhliche Treiben der Gemeinschaft.
Erst 1947 kommt wieder der Wunsch auf, nach den schweren Kriegsjahren gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, das wieder Fröhlichkeit und Zuversicht aufbaut. Zwei Handvoll junge Bellenbergerinnen und Bellenberger sind bereit und erwecken den Chorgesang und das Amateurspiel zu neuem Leben. Wer mehr die sportliche Variante bevorzugt, kann auch Tischtennis spielen.

Der gemischte Chor nach dem Krieg

Treffpunkt des Vereinslebens ist wie schon vor dem Krieg, "Geisen Saal". Man schreibt den 26. Oktober 1949 - der Geselligkeits- und Spielverein Edelweiß Bellenberg ist gegründet. Schon im nächsten Jahr zu Pfingsten kann - umrahmt von einem zünftigen Frühlingsfest - auf Kaisers Hof das erste Stück aufgeführt werden: "Und wieder grünet der Lindenbaum".

Im darauf folgenden Jahr spielt man auf Lohmeiers Hof, die Zuschauer bringen sich Stühle mit.

Karl Lohmeier stellt dem Verein für die kommenden Jahre ein geeignetes Grundstück als Bühne zur Verfügung. Es liegt in einer Mulde, von Wald umgeben, ideal für die Amphitheater-Form. Das ganze Dorf hilft bei den Aufbauarbeiten und so kann zu Pfingsten "Die Buchenhofbäuerin" als erstes Stück auf der heutigen Bühnenanlage gezeigt werden.

Bald werden die Aufführungen längst nicht nur von der Dorfgemeinschaft oder der engeren Umgebung wahrgenommen. Die Bühne mausert sich in den 60er Jahren zu einem beliebten Ausflugsziel in Lippe. Diese Entwicklung veranlasst den Verein, den Spielplan erheblich zu erweitern. Ein zweites Lustspiel pro Saison wird einstudiert, und beide Stücke gehen ab jetzt nicht nur einmal, sondern mit mehreren Aufführungen über die Bühne.

Im Zuge dieses Wachstums schließt sich die Freilichtbühne Bellenberg dem Verband Deutscher Freilichtbühnen (VDF) an. Zu den jährlichen Tagungen fahren stets einige Vorstandsmitglieder, um Anregungen für den Spielplan, die Organisation und vieles mehr zu erhalten.

Ende der 60er Jahre stehen notwendige technische Verbesserungen im Blickpunkt. Abendaufführungen erweitern jetzt das Programm, und dafür muss natürlich eine entsprechende Beleuchtungsanlage installiert werden.

Mikrofone über der Spielfläche und entsprechende Lautsprecheranlagen sorgen für zeitgemäße Tonübertragung. Die Bühnentechniker veranlassen außerdem einen wichtigen Rollentausch: ein Plattenspieler löst das Grammophon ab und darf von nun an die Pausenmusik spielen.

Eine bedeutende Aufwertung für den Verein findet 1969 statt. Er wird als "Freilichtbühne Bellenberg e.V." in das Vereinsregister eingetragen und ist somit als gemeinnützig anerkannt.

Als besondere Ehre sieht der Verein den Besuch von Henry Vahl, dem "Opa-vom-Dienst" des Ohnsorg-Theaters in Hamburg an.

Die Bellenberger kann aber auch so schnell nichts und niemand unterkriegen. So soll am Samstagabend 15. August 1970 planmäßig "Tante Frieda" über die Bühne gehen. Doch fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung fällt der Strom aus…. die Vorstellung jedoch nicht! In Windeseile packt jeder mit an, die Bühne wird kurzerhand mittels Lagerfeuer, Kerzen und Autoscheinwerfern beleuchtet und – die Aufführung kann beginnen.

Die Suche nach der Ursache ergibt: Mäuse haben ein noch vom Dorf provisorisch verlegtes Kabel angefressen. Damit so etwas nicht wieder vorkommt, erhält die Bühnenanlage alsbald einen autonomen Anschluss ans Stromnetz.

1971 tritt die Freilichtbühne Bellenberg e.V. dem Lippischen Heimatbund bei, der als Dachverband alle lippischen Heimatvereine betreut. Die Mitglieder unseres Vereins sind somit auch Mitglieder des Lippischen Heimatbundes.

Nur wenige Tage vor Saisoneröffnung der Freilichtbühne 1971 mit dem traditionellen Frühlingsfest macht ein schweres Unwetter alle vorbereitenden Arbeiten auf der Bühne zunichte.

Die Situation scheint hoffnungslos. Doch die Dorfgemeinschaft, "bewaffnet" mit Schubkarren, Schippen und Werkzeug, schafft es mit einem ihrer berühmt-berüchtigten "Großeinsätze" in wenigen Stunden die gröbsten Schäden einzudämmen und die Premiere zu retten. Die Stadtverwaltung schaltet sich unbürokratisch ein und befestigt die auch schwer betroffenen Parkplätze.

Im folgenden Jahr kauft die Stadt Horn-Bad Meinberg das Bühnengelände.
Seither darf der Verein den städtischen Grund für kulturelle Zwecke nutzen.

1974 richtet Bellenberg im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25jährigen Bühnenjubiläum auch die Verbandstagung des VDF(Verband deutscher Freilichtbühnen) aus.

Ab Mai 1979 kann die Bühne einen komplett neuen Zuschauerbereich anbieten.
In der Spielpause vom Herbst 1978 bis Mai 1979 ist das gesamte Rund der Tribüne terrassenförmig betoniert und mit Sitzbänken für über 800 Zuschauer bestückt worden.

1982 entsteht mit sehr viel Eigenarbeit ein grundlegender Umbau des Spielerhauses. Es gibt nun genügend Platz für Schlechtwetterproben, kleine Feiern, für die aktuellen Kostüme und zum Schminken.

1984 folgt die dringend notwendige Sanierung des Bühnenraumes. Im Herbst beginnen die Erdarbeiten. Im Frühjahr wird dann die gesamte Bühne im hinteren Bereich, der ja nur aus aufgeschüttetem Boden bestand und abzurutschen drohte, mit Brunnenringen und anderen Stützelementen neu befestigt. Gleichzeitig bekommt die Spielfläche ein solides Klinkersteinpflaster.

Den Clou dieser Saison stellen aber die von Bühnenwart Herbert Schliemann massiv erstellten neuen Häuser dar - auf Drehkreuzen errichtet und mit austauschbaren Element-Fronten.

So kann man mit höchstens vier Helfern die Häuser von innen leicht drehen und innerhalb weniger Minuten einen Szenenwechsel zaubern - eine Revolution im Bühnenbau.

Zwei Jahre später ist das neue Technikgebäude fertig gestellt - die Zeiten der "Kartoffelkiste" gehören der Vergangenheit an. Die liebevoll so genannte Kartoffelkiste war ein kleines fensterloses Bretterhäuschen mit zwei Stühlen, einem langen Tisch für Tonanlage und Scheinwerferbedienung und zwei großen Klappen nach vorn, damit die Bühne eingesehen werden konnte. Die Bühnentechniker haben nun eine bessere Übersicht über Bühnengeschehen und Zuschauerraum, mehr Platz und vor allem auch sicherere Unterbringung für die Geräte. Sie sind per Telefonanlage mit allen Spiel- und Versorgungsorten der Bühne verbunden. Eine komplett neue Beleuchtungsanlage mit 18 Kanälen verbessert die Optik bei den Abendvorstellungen.

In den folgenden Jahren gibt es hin und wieder Gastspiele befreundeter Bühnen, um den Besuchern auch das Genre "Kinderstück" anzubieten. Man kommt auf den Geschmack - und so hat seit 1993 auch die Freilichtbühne Bellenberg ein selbst produziertes Kinder- und Jugendstück auf ihrem Spielplan. Mit "Pipi Langstrumpf" wird eine bis heute außerordentlich erfolgreiche Entwicklung eingeleitet: die intensive Förderung des Nachwuchses.

Das Kinder- und Jugendstück stellt ab jetzt einen festen Faktor im Konzept des Vereins dar, es werden pro Saison jeweils drei abendfüllende Stücke angeboten.

1994 hält die drahtlose Tonübertragung Einzug, Pausenmusik und Effekte werden nun per Mini-Disk eingespielt.

In den Jahren 1997/98 erstellt das Bauteam eine Kulissenlagerhalle. Endlich können Holzvorräte, fertige und noch zu bearbeitende Kulissenelemente, Werkzeug, Großrequisiten etc. sachgemäß und am Ort gelagert werden.

Die Freilichtbühne Bellenberg macht ihrer Stadt Horn zum 750jährigen Jubiläum ein Geschenk: "Das Privileg" - eine satirische Kurzfassung des bekannteren Stücks "Die Bürgertreue". Das Stück wird auf und an der Rathaustreppe in Horn aufgeführt.

Im neuen Jahrtausend hört der Verein keineswegs auf, kontinuierlich zu wachsen. Er präsentiert sich erstmals mit einer Internetseite, die Technik erweitert und verbessert sich stetig.

Nun ist es die Freilichtbühne Bellenberg, die anderen Bühnen mit Gastauftritten besucht.

Bellenberg wird inzwischen - 2003 - "mal eben" 800 Jahre alt.
Im Burgmuseum Horn sind während der Jubiläumstage viele Originalrequisiten und Fotos der Bühne im Rahmen einer Ausstellung über das Dorf Bellenberg präsentiert.

"Die Jugend" bekommt endlich den ihr gebührenden Platz am Vorstandstisch und beweist ihrerseits die Bereitschaft zu verantwortungsvoller und ehrenamtlicher Arbeit.

Es werden Jugendstücke im Winter inszeniert, die an diversen Schulen, in der Burgscheue in Horn und auch beim lippischen Theaterwettbewerb „Lippe macht Theater“ zur Aufführung kommen. Mehrere Jahre hintereinander erringen unsere jungen Spieler den zweiten und ersten Platz bei dem Wettbewerb - zum Teil mit selbstgeschriebenen Stücken, die die Spielerinnen und Spiele eigenständig interpretiert haben.

Etliche Baumaßnahmen machen Anfang des neuen Jahrtausends das Bühnengelände zu einem zeitgemäßen Veranstaltungsort: Eingangshaus und Kassenbereich werden modernisiert, die Gehwege zu den Zuschauerrängen neu gepflastert und verbreitert, die Sitzbänke erhalten Rückenlehnen und eine Schutzplane für die Wintermonate.

Das Anlegen neuer Parkplätze macht auch keine Probleme - diese Notwendigkeit spricht ja schließlich für einen enormen Zuschauerzuwachs: die 15000-Schallmauer wird durchbrochen. So findet sich oberhalb der Bühnenanlage eine ungenutzte Wiese zum Kauf und zur Befestigung, die das Parkvolumen auf 120 PKWs erweitert.

Zeitentsprechende Entwicklungen fordern leider den schrittweisen Rückzug der beiden drehbaren Häuser in den Hintergrund zugunsten flexibler Kulissengestelle. Vor allem das Kinder- und Jugendstück benötigt in den letzten Jahren mehr und mehr freien Spiel-Raum, sei es das Meer, die Wüste, der Wald oder sonst eine Märchenwelt.

Auch die Werbung geht im neuen Jahrtausend neue Wege mit großen Hinweistafeln an der B1, mit Werbeblocks beim Lokalradio und schnuppert in die neue Welt des Internets.

Pfingsten 2009 feiert die Bühne ihren 60. Geburtstag. Bewusst als "Geburtstag" soll dieses Jubiläum verstanden werden, Grund für fröhliches Feiern statt erhabener Gedenkstunden. Gäste werden eingeladen, dabei die bayerischen Bellenberger mit ihrer zünftigen Blaskapelle - ein liebgewordener Brauch seit über dreißig Jahren, seit die Ortspartnerschaft mit den Namensvettern aus Franken begründet wurde. Über 400 Gäste und Freilichtbühnenmitglieder feiern- beschwingt und mit Spaß kann die Saison beginnen.

Das Jahr 2010 beginnt für uns mit einer geselligen Frühlingswanderung, bei der ein Großteil des Vereins teilnimmt.

In Zusammenarbeit mit der Detmolder Schule für Architektur wird eine Dachkonstruktion entwickelt, die sich harmonisch in das Freilichtbühnengelände einfügt. Zur Veranschaulichung wurde seitens der Fachhochschule ein Modell erstellt, um den Bau des Daches für alle transparent zu gestalten.

Ebenfalls wird es jetzt ernst mit diesem „Internet“: die Freilichtbühne ist jetzt auf Facebook präsent.

In neuem Gewand erstrahlt die Freilichtbühne zur Bühnensaison 2011, denn das Dach und der neue Technikraum sind nun fertig! So können wir unseren Zuschauern nun wetterfeste Plätze bieten, ohne den Charme unserer Freilichtbühne zu verlieren.

Im Jahr 2012 sind wir Gastgeber der VDF-Klausurtagung. Viele Vertreter anderer Bühnen nutzen die Gelegenheit zum regen Austausch.

Für die Saison 2013 haben wir uns etwas Neues überlegt: erstmals wird mit „My fair lady“ ein musikalisches Schauspiel für Erwachsene auf die Bühne gebracht! Neben unseren drei Stücken feiert das „Mondscheinkino“ in Bellenberg seine Premiere, welches unsere Bühne kurzerhand zu einem gigantischen Kinosaal werden lässt.

Zum ersten Mal seit Gründung besuchen uns über 20.000 Zuschauer.

Ein weiteres Event stellt im Herbst die Ausrichtung des VDF-Jugendcamps dar, die unserer Bühnengelände in ein „Bootcamp“ für über 250 Jugendliche verwandelt.

Ende 2013/ Frühjahr 2014 wird eine neue Lichtanlage gekauft und unter dem Dach montiert. Diese rückt unsere Schauspieler bei kommenden Aufführungen ins rechte Licht. Drei großartige Inszenierungen sowie eine Neuauflage des Mondscheinkinos bescheren uns die fantastische Zahl von 21.000 Gästen.
Seit mehr als 20 Jahre begeistern auch unsere jüngsten Schauspieler in ihren Kinderstücken die Zuschauer. Einige dieser Aufführungen wurden als Gastspiele als Schulvorstellung auf der befreundeten Freilichtbühne Kahle Wart in Hüllhorst gegeben. Für die kommenden Spielzeiten planen wir aufgrund der hohen Nachfrage drei statt zwei Vormittagsvorstellungen auf unserer Bühne sowie eine Nachmittagsvorstellung wochentags ein.

Für die Saison 2015 wird der Kartenvorverkauf über die Lippische Landeszeitung, zwei Geschäfte als auch den neuen Online-Kartenservice abgewickelt.
Auf der Adlerwarte in Berlebeck wird von unseren Kindern zu Weihnachten ein Krippenspiel zum Besten gegeben.

Da unsere Zuschauer und auch wir über die Jahre viel Gefallen an der Musik gefunden haben, gönnen wir uns 2016 mit „Hello Again“ einen musikalischen Rückblick auf die vergangenen Jahre.

Im Jahr 2017 bekommt die Freilichtbühne Zuwachs: Bella unser neues Bühnenmaskottchen! Sie ist sowohl bei Werbeaktionen als auch bei den Aufführungen präsent und besitzt sogar Autogrammkarten.
Aufgrund der stetig wachsenden Zuschauerzahlen werden die sanitären Anlagen erweitert und die Servicemöglichkeiten ausgebaut.

Ein kleines Jubiläum gilt es im Jahr 2018 zu begehen: seit 25 Jahren spielt die Freilichtbühne nun Kinderstücke. Da auch die Erwachsenenstücke für volle Ränge sorgten, freut sich der gesamte Verein am Ende der Saison über eine Feier unter dem Motto „Silberhochzeit“. Passend zu der Saison richten wir in diesem Jahr das VDF-Teeniecamp unter dem Motto „Zeitreise“ mit über 350 kleinen Gästen von unterschiedlichen Freilichtbühnen aus.

70 Jahre wird unser Verein im Jahr 2019! Eine tolle und abwechslungsreiche Jubiläumssaison mit einem Zuschauerrekord von über 25.000 Zuschauern lässt den Verein feiern. Der Verein ist euphorisch und freut sich auf 2020.

Der Spielplan steht, die Werbung läuft, die Proben sind im vollen Gange- und am 16.03.2020 kommt die gesamte Welt zum Stillstand. In der Hoffnung auf eine positive Wendung wird zuerst „nur“ das erste Stück (unsere Komödie) abgesagt. Im Mai wird klar: Die Saison kann nicht stattfinden.

2021 wurde ein kleineres Programm unter Pandemiebedingungen auf die Bühne gebracht. Durch diese besondere Situation, konnte auch die Jugendgruppe ein Wochenende lang ein selbst inszeniertes Theaterstück auf die Bühne bringen.

2022 konnten wir unseren „alten“ Rhythmus wieder aufnehmen- und sind dankbar dafür. Auch, wenn alle Mitglieder die Zwangspause für andere Dinge genutzt haben, haben wir unsere Gemeinschaft und unsere Bühne doch vermisst.

Im Jahr 2023 wird neben der Anschaffung einer großer Anzahl neuer Mikrofone das Augenmerk auf das bisher größte Bauvorhaben der Freilichtbühne gelegt:
Die Bühne möchte ein Haus bauen, die den Spielerbereich und den Servicebereich vereint. Alle Vorbereitungen werden getroffen- die Bühne hofft auf den Baubeginn zum Ende der 75. Spielsaison im Jahr 2024.

Drücken Sie uns die Daumen….
Und besuchen Sie uns gerne auch in den nächsten 75. Jahren.